Die TSV Oberensingen hat ihre Serie gestern Nachmittag auf 18 Partien ohne Niederlage ausgebaut, es aber versäumt, die Landesliga-Tabellenführung auf fünf Punkte auszubauen. Die Elf von Trainer Andreas Broß konnte die Steilvorlage des Verfolgers SC Geislingen, der am Samstag in Neresheim nicht über ein 0:0 hinausgekommen war, nicht nutzen, kam im Derby bei Kellerkind TSV Köngen trotz einer 2:0-Führung nur zu einem 2:2-Unentschieden. „Ein hochverdienter Punkt für Köngen“, raufte sich Broß die Haare und war sich damit wohl mit allen rund 400 Zuschauern in der Fuchsgrube einig. Der überraschende Teilerfolg bringt den Köngenern kurzfristig zwar nichts, aber er dürfte enormen Rückenwind im Abstiegskampf verleihen. „Das war eine starke Leistung der gesamten Mannschaft“, freute sich TSVK-Trainer Sascha Strähle, „wie wir nach dem 0:2 zurückgekommen sind zeigt die tolle Moral und dass die Mannschaft lebt.“ Ein Sonderlob gab es für Julian Bilalovic. Der 19-Jährige machte sein erstes Landesligaspiel „und war sofort präsent“.
Beim 1:0-Sieg eine Woche zuvor gegen den FC Frickenhausen hatte die TSVO den Dreier per spätem Elfmeter unter Dach und Fach gebracht, gestern war das Glück nicht auf Seiten der „Sandhasen“. Mit einem Foulelfmeter in der 90. Spielminute entriss Darius Stehling dem Spitzenreiter noch den sicher geglaubten Sieg und damit zwei Zähler. „Das war nicht unser Tag“, gestand der ehemalige TSVKler Rafael Horeth an seiner alten Wirkungsstätte und bezog sich damit auch selbst in die Kritik mit ein. Er hatte Köngens Sturmtank Michael Rüttinger zu Fall gebracht. „Den Elfer kann man geben“, räumte Horeth ein, „er war eine Sekunde früher am Ball.“ Florian Hekele, der zuvor schon etliche Male mit tollen Paraden einen Köngener Treffer verhindert hatte, hätte aber um ein Haar die Glückseligkeit der Hausherren jäh zerstört. „Ich war dran, aber der Ball war zu platziert geschossen“, ärgerte sich der TSVO-Keeper.
Der Spitzenreiter, der auf dem Kunstrasen traumhaft in den Lokalkampf gestartet war – Torjäger Yannick Kögler zimmerte eine Diagonalflanke von Christoph Bauer über die Abwehr hinweg aus vollem Lauf volley ins lange Eck (6.) –, machte aus seinen Vorteilen und Chancen im ersten Durchgang viel zu wenig, wähnte sich aber trotzdem lange auf der Siegerstraße. Erst recht, als Rafael Horeth nach einem Freistoß von Nico Crisigiovanni zum 0:2 zur Stelle war (69.). Doch die Köngener, die vor der Pause an vorderster Front zu harmlos agierten, aber zweimal ihre durchaus vorhandene Gefährlichkeit aufblitzen ließen (ein Treffer von Florian Bauer wurde wegen einer Abseitsstellung nicht gegeben, 22.), hatten zu diesem Zeitpunkt längst weitaus mehr vom Spiel. Während die Gäste viel zu passiv waren und zu wenig investierten, gaben die Grünhemden nach der Pause Vollgas und rissen das Geschehen immer mehr an sich.
Sechs Minuten nach dem 0:2 belohnten sich die nie aufsteckenden Einheimischen, Michael Rüttinger verwertete eine Hereingabe von Daniel Zimmermann völlig unbedrängt aus wenigen Metern. 100 Sekunden später verhinderte Hekele bei einem 14-Meter-Hammer von Darius Stehling mit einer Glanztat das 2:2 (77.). Wenig später war die TSVO bloß noch zu zehnt auf dem Platz, Elbasan Emerllahu sah Gelb-Rot (80.). Rüttinger war plötzlich am Boden gelegen und Schiri-Assistentin Katharina Heilig hatte bei Referee Alexander Rösch interveniert. „So etwas habe ich noch nie erlebt, es war gar nichts“, fühlte sich Emerllahu ungerecht behandelt. Die doppelte Strafe folgte mit dem späten Ausgleich.
Andreas Broß ärgerte sich nicht über das Ergebnis, sondern darüber, „dass wir kein gutes Spiel gemacht und den Sieg trotz einer 2:0-Führung noch aus der Hand gegeben haben“. „Schade, es wäre schön gewesen, mit einem Dreier in die ,englische Woche‘ zu starten“, sagte der TSVO-Coach, „aber wir waren in vielen Situationen einfach nicht wach genug.“
TSV Köngen – TSV Oberensingen 2:2
TSV Köngen: Rühs – Cavallo, J. Horeth, Schlotterbeck, Herz (46. Bilalovic) – F. Bauer, Ehrler, Portale – Stehling, Zimmermann (90.+4 Widmann) – Rüttinger.
TSV Oberensingen: Hekele – Kühnert, Emerllahu, R. Horeth, C. Bauer – Er, König, Crisigiovanni (77. Memic), Honigmann (62. Stefania, 74. Hofacker) – Bosler, Kögler (82. Pollok).
Schiedsrichter: Rösch (Bad Wurzach).
